Wir haben uns mit der talentierten österreichischen Taschendesignerin Raphaela Schiretz getroffen, deren Marke Loosebag mit ihren multifunktionalen Designs die Herzen von Modebegeisterten erobert hat. Vor Kurzem hat sie mit La Moda Me an einer exklusiven Kollektion zusammengearbeitet. Heute sprechen wir über ihren Werdegang, ihre Erkenntnisse und ihre Vision für die Zukunft.
Anfänge: Von der Partyidee zum Unternehmen
Mit 23 ein Unternehmen zu gründen, ist keine Kleinigkeit. Für sie begann alles auf einer „Bad Taste“-Party, bei der die Gäste absichtlich unpassende oder einfach schlechte Outfits trugen. „Ich brauchte eine Tasche, die nicht zu meinem Look passte, und Gürteltaschen waren damals nicht im Trend. Aber ich merkte, dass es sich so bequem und befreiend anfühlte, sie zu tragen.“
Die Idee blieb. „Ich konnte keine modernen oder eleganten Gürteltaschen finden, also beschloss ich, selbst welche zu entwerfen.“ Anderthalb Jahre später gründete sie Loosebag mit einer Freundin. Obwohl ihre Mitgründerin sich aus familiären Gründen zurückzog, florierte die Marke weiterhin.
Definition der Loosebag-Identität
Der Markenname spiegelt das Ethos wider: „Loose“ symbolisiert Freiheit und Bewegung. „Ich wollte, dass sich die Leute beim Tragen der Tasche frei fühlen. Aber die Deutschen verwechseln es manchmal mit ‚lose‘, also mit dem Verlust der Tasche“, lachte sie.
Designphilosophie und -prozess
Das Besondere an Loosebag ist ihre Multifunktionalität, die dem Überkonsum entgegenwirkt. „Trends kommen und gehen, aber eine Loosebag wirft man nicht weg, man kann sie jedes Mal anders tragen.“ Jede Tasche fertigt sie persönlich aus hochwertigem Kunstleder, was eine lange Lebensdauer gewährleistet.
Ihr kreativer Prozess ist praktisch: „Das Zuschneiden des Stoffes nimmt am meisten Zeit in Anspruch. Dann nähe ich, während ich Hörbücher höre – das ist mittlerweile eine Selbstverständlichkeit.“ Anfangs personalisierte sie sogar die Verpackung selbst, später rationalisierte sie den Prozess jedoch.
Nachhaltigkeit und Zukunftsziele
Nachhaltigkeit lag ihr schon immer am Herzen und sie engagiert sich für den Übergang von Kunstleder zu recyceltem Kunststoff. „Als ich in Innsbruck lebte, engagierte ich mich in der Precious Plastic-Community und erfuhr viel über recycelten Kunststoff. Ich wollte ihn unbedingt in meine Designs integrieren, weil es so viel Plastikmüll gibt, der viel länger hält. Warum sollte man ihn wegwerfen, wenn man etwas Neues und Schönes daraus machen kann?“ Ihre Erfahrung mit der Community weckte ihr Interesse daran, Plastik zu sammeln und zu recyceln, bevor es überhaupt das Meer erreicht. „Das ist etwas, was ich als Nächstes unbedingt tun möchte. Aber im Moment stelle ich mir vor, ein Team für die Produktion einzustellen, was es mir ermöglicht, noch einen Schritt weiterzugehen. Loosebag ist wie mein Baby – es ist bereits 10 Jahre alt. In fünf Jahren wird es wie ein Teenager sein – es ist Zeit, die Welt jenseits Europas zu erkunden, neue Länder und Kontinente zu erreichen und dabei seinen nachhaltigen und multifunktionalen Wurzeln treu zu bleiben.“
Exklusive Zusammenarbeit mit La Moda Me
Die Zusammenarbeit mit La Moda Me begann diesen Sommer auf einer Designausstellung in Salzburg, wo sie ihre Taschen präsentierte. „Ich war zum ersten Mal in Salzburg und würde einen Besuch im Sommer empfehlen – es ist wunderschön dort“, erzählte sie. „Die Gründer von La Moda Me kamen an meinen Stand und ich glaube, sie haben sich in das Design verliebt. Sie kauften eine Loosebag und begannen darüber nachzudenken, ob das etwas für sie sein könnte. Sie fragten, ob es eine mögliche Kooperationsmöglichkeit gäbe, und so fing alles an.“
Sie blieben in Kontakt und diskutierten über das Potenzial einer Zusammenarbeit. „Ich dachte darüber nach, das Design ein wenig zu ändern, also begannen wir darüber zu sprechen, was diese Kollektion exklusiv machen würde“, sagte sie. „Die Gründer von La Moda Me wollten etwas anderes als meine regulären Designs, nicht nur eine umbenannte Version. Also begannen wir mit dem Brainstorming und beschlossen, die Klappe rund zu machen, was einen wesentlichen Unterschied zu meinem ursprünglichen Design darstellte.“
Durch die Zusammenarbeit entstand ein einzigartiger, maßgeschneiderter Look, der ihren ursprünglichen Stil mit der Vision von La Moda Me verband. „Wir waren am Ende alle mit der Lösung zufrieden und ich denke, es ist etwas ganz Besonderes geworden.“
Der lohnendste Moment
Als sie nach dem lohnendsten Moment auf ihrem Weg als Unternehmerin gefragt wurde, erzählte sie von einem persönlichen Meilenstein, der sie mit großer Freude erfüllte. „Es ist keine große Sache, aber für mich ist es etwas, wovon ich immer geträumt habe. Ich erinnere mich, wie ich die Straße entlangging und da vor mir jemand stand, der eine meiner Taschen trug – die, die ich entworfen hatte. Als das das erste Mal passierte, war ich begeistert. Zu sehen, wie jemand etwas, das ich entworfen hatte, einfach so in der Öffentlichkeit trug, war so ein schöner, lohnender Moment.“
Die Zukunft der Modetrends
Während Modetrends kommen und gehen, wies sie auf ein gemeinsames Problem mit vielen Stilen hin: „Im Moment sieht man viele Leute mit Umhängetaschen oder Gürteltaschen. Was passiert dann in ein paar Monaten, wenn dieser Trend vorbei ist? Werden die Leute sie dann einfach wegwerfen oder irgendwo hinten im Schrank verstauen?“ Sie sieht darin einen Fehler in der schnelllebigen, wegwerfbaren Natur der Mode. „Das wird mit der Loosebag jedoch nicht passieren, denn man kann sie jedes Mal verändern, wenn man sie trägt. Sie passt sich Ihrem Stil an, sodass sie sich nie altmodisch oder fehl am Platz anfühlt.“
Trotz Herausforderungen inspiriert bleiben
Auf die Frage, wie sie angesichts von Herausforderungen in der Branche oder kreativen Blockaden inspiriert bleibt, antwortete sie mit einem ausgewogenen Ansatz. „Druck funktioniert bei mir gut. Wenn ich viel Zeit habe, etwas zu tun, gehe ich es langsam an, aber wenn ich weiß, dass ich es sofort tun muss, mache ich es einfach, weil ich muss“, erklärte sie. Sie betonte jedoch auch, wie wichtig es ist, auf sich selbst zu achten, um ihre Kreativität aufrechtzuerhalten. „Es ist so wichtig, es langsam angehen zu lassen und sich Zeit für sich selbst zu nehmen – ob ich nun in den Urlaub fahre, meditiere oder mir einfach Raum gebe, um neue Kraft zu tanken. Ich würde also sagen, es ist eine Balance zwischen Druck und Selbstfürsorge – etwas in der Mitte zu finden, das funktioniert.“
Trends folgen oder auf die innere Stimme hören
Auf die Frage nach ihrer Herangehensweise an Trends in der Taschenbranche erklärte sie, dass sie ihnen nicht folge. „Ich bin kein großer Social-Media-Mensch. Wenn ich also online etwas für meine Marke machen muss, ist das nicht viel, weil ich die ganze Zeit hinter der Nähmaschine stehe“, erzählte sie. „Ich war nie jemand, der einfach mit dem Strom schwimmt. Es war immer meine innere Stimme, die mir sagte, was funktioniert und was nicht. Wenn ich einfach Trends folge, wären meine Designs nichts Besonderes mehr. Deshalb bleibe ich immer dem treu, was sich für mich richtig anfühlt.“
Vision und Vermächtnis
Ihr ultimatives Ziel ist, dass Loosebag zum Synonym für multifunktionale Taschen wird. „So wie die Leute sagen: ‚Ich nehme meine Vans‘, möchte ich, dass sie sagen: ‚Ich nehme meine Loosebag‘.“
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